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SEV mit Nebenwirkungen auf den Fahrermarkt

Die aggressive Abwerbung von Busfahrern für den Schienenersatzverkehr (SEV), verbunden mit hohen Stundenlöhnen, geringen Anforderungen und Zusatzleistungen wie Übernachtung, hat das Potenzial, den gesamten deutschen Busfahrermarkt spürbar zu verschieben. Hier sind die wichtigsten Auswirkungen im Überblick:


1. Abwanderung von Linienbusfahrern

Wenn Busfahrer im SEV-Einsatz:

  • 20 Euro oder mehr pro Stunde verdienen,

  • weniger Stress durch Fahrgastkontakt haben (z. B. bei weniger Haltestellen oder einfachen Routen),

  • und kostenfreie Unterkunft erhalten,

… dann ist es sehr wahrscheinlich, dass viele Linienbusfahrer in den SEV wechseln – zumindest temporär.

Auswirkung:

  • Personalengpässe im Linienverkehr, besonders in ländlichen Regionen oder bei wenig attraktiven Arbeitgebern.

  • ÖPNV-Betreiber müssen Dienste streichen oder Notfahrpläne einführen.

2. Lohndruck auf kommunale Verkehrsbetriebe

Um Personal zu halten oder neue Fahrer zu gewinnen, könnten Verkehrsbetriebe gezwungen sein:

  • Löhne anzuheben, insbesondere im unteren Bereich der Gehaltsstruktur.

  • Zusatzleistungen (z. B. Prämien, Zulagen, Schichtzuschläge) einzuführen.

Auswirkung:

  • Kostensteigerungen im ÖPNV, was ggf. zu höheren Ticketpreisen führen kann oder zu mehr öffentlichen Subventionen.

3. Qualifikationsniveaus und Sicherheit

Da im SEV weniger auf Sprachkenntnisse und Erfahrung geachtet wird, entsteht ein Risiko:

  • Sicherheitsprobleme könnten zunehmen (geringere Ortskenntnis, Verständigungsschwierigkeiten).

  • Die Qualität des Kundenkontakts leidet möglicherweise.

Auswirkung:

  • Potenzieller Rufschaden für SEV-Anbieter oder Bahnunternehmen, die diese Dienste beauftragen.

4. Verstärkung des Fahrermangels durch flexible Einsatzmodelle

Da der SEV häufig über Personalvermittlungen mit flexiblen Verträgen organisiert wird:

  • Ziehen diese Jobs besonders fahrerische „Springer“ oder Rentner auf 520€-Basis an.

  • Dies entzieht dem festangestellten Markt zusätzliche Arbeitskräfte.

Auswirkung:

  • Der Busfahrermarkt wird noch fragmentierter, mit mehr Kurzzeiteinsätzen und weniger langfristiger Bindung an Arbeitgeber.

5. Verdrängungseffekte auf dem Schulbus- und Reiseverkehrsmarkt

Viele Busfahrer pendeln zwischen Linienverkehr, Schülerverkehr und Reisebusbetrieb. Wenn der SEV:

  • besser zahlt,

  • flexiblere Einsätze bietet,

  • weniger Verantwortung verlangt,

… könnten sich noch mehr Fahrer vom klassischen Reise- oder Schülerverkehr verabschieden.

Auswirkung:

  • Engpässe auch im nicht-städtischen Verkehr (z. B. bei Schulbussen, Vereinsreisen, Tagesfahrten).

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